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Zeitreise in die Vergangenheit
„Wie nach Hause kommen“

Rund 70 niederländische Militärangehörige besuchen das ehemalige Kasernengelände, auf dem heute die ZUE Schöppingen eingerichtet ist.

Rund 70 niederländische Militärangehörige besuchen das ehemalige Kasernengelände, auf dem heute die ZUE Schöppingen eingerichtet ist. © Bezirksregierung Münster

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Münster/Schöppingen. Für die rund 70 Niederländerinnen und Niederländer war es ein besonderer Tag in Schöppingen. Sie können noch einmal ihr Zuhause besuchen, wo sie früher gelebt haben – vor rund 35 Jahren oder mehr. Nicht selbstverständlich, denn ihr Zuhause war bis 1987 ein Nato-Stützpunkt. Heute betreibt die Bezirksregierung Münster auf dem ehemaligen Kasernen-Gelände eine Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) für Flüchtlinge.

Einer, der hier früher gewohnt hat, ist Bob Willigenburg. Er war Soldat in der Königlichen Niederländischen Luftwaffe und organisiert heute regelmäßig Treffen für Militärangehörige. Im Juni dieses Jahres steht ein Rundgang über das ehemalige Kasernengelände auf dem „Schöppinger Berg“ auf dem Plan. „Wenn ich heute zurückkomme, dann fühlt es sich an, wie nach Hause komme. Ich gucke sofort, was hat sich geändert und merke, ich bin wieder da, wo ich immer gerne war“, erzählt Bob Willigenburg. Er hat rund 13 Jahre hier gearbeitet, fünf Jahre davon als Radar Operator. Mit den High-Tech-Radaren, die hier früher aufgestellt waren, konnten er und seine Kameraden Flugzeuge bis zur holländischen Küste orten – und sehen, ob sie vom Kurs abkommen. Denn auf dem Gelände befanden sich amerikanische NIKE-Raketen, die im Kalten Krieg bei einer Bedrohung eingesetzt werden konnten.

Benedikt Brahm, Dezernent für den Bereich Flüchtlinge der Bezirksregierung Münster führt die niederländische Gruppe über das Gelände und erzählt, wie die Häuser derzeit genutzt werden. Aktuell leben rund 300 Flüchtlinge hauptsächlich aus Syrien, Türkei und Afghanistan auf dem Gelände bis über ihr Asylverfahren entschieden wird.

Auch Schöppingens Bürgermeister Franz-Josef Franzbach nimmt an dem Rundgang teil und tauscht sich mit den Niederländern aus. Als Nienborger erinnere er sich gut, wie die Busse mit den niederländischen Kindern auf dem Weg zur weiterführenden Schule nach Enschede täglich an seinem Elternhaus vorbeifuhren. Viele der Schöppinger und Schöppingerinnen haben ihm von der gemeinsamen Zeit erzählt: „Das war eine schöne Zeit mit den Holländern. Man hat gut zusammengearbeitet. Es gab keine Grenzen zwischen den Deutschen und den Holländern.“

Während des Rundgangs zücken immer wieder die Besucherinnen und Besucher ihr Handy oder eine Kamera. Viele der Gebäude sehen von außen aus wie früher: Ein- bis zweigeschossige Backsteinhäuser mit großen weißen Fenstern. Wo auf dem ehemaligen Exerzierplatz einst die niederländische Fahne wehte, hängt nun ein grünes Schild, dass den „Sammelplatz“ für einen Notfall anzeigt. Während des Rundgangs erzählt Bob Willigenburg der Gruppe, welches Haus als Wohnhaus, Cafeteria oder für die Verwaltung genutzt wurde. Die Veteranen und ihre Familienmitglieder lachen immer wieder und nicken zustimmend. Alle erinnern sich sichtlich gerne an die Zeit zurück. Ein Angehöriger erzählt davon, dass er unbedingt ein Foto von sich und dem Gebäude machen möchte, in dem er einst geschlafen hat.

(v.l.) Bob Willigenburg, Bürgermeister Franz-Josef Franzbach und Benedikt Brahm von der Bezirksregierung Münster im Gespräch.

(v.l.) Bob Willigenburg, Bürgermeister Franz-Josef Franzbach und Benedikt Brahm von der Bezirksregierung Münster im Gespräch. © Bezirksregierung Münster

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Fred van den Berk ist heute auch dabei. Sein Vater war hier als niederländischer Soldat stationiert. Mittlerweile lebt sein Vater nicht mehr, aber für ihn als „Kollegenkind“ bleibt Schöppingen etwas ganz Besonderes: „Ich bin hier 1973 mit meinen Eltern hingezogen. Mein Vater hat hier 15 Jahre lang gearbeitet. Ich bin hier aufgewachsen, ich bin einer von den Kindern, die hier von klein auf bis in das Erwachsenalter gewohnt haben. Das waren prägende Jahre für mich.“ Auf die Frage, wie er Schöppingen und das Gelände heute erlebt, muss er lachen: „Wenn man klein ist, ist alles sehr groß. In meiner Erinnerung war die Sporthalle und das ganze Gelände mindestens drei Mal so groß – mindestens.“ Einmal im Jahr fährt er mit seiner Familie auf dem Weg in den Urlaub durch sein altes Heimatdorf. „Wir fahren dann einen Umweg von 200 Kilometern, um hier durch Schöppingen zu fahren und eine Currywurst zu essen.“

Im Jahr 1987 wurde das niederländische Flugabwehrraketenbataillon aufgelöst und viele der Soldaten sind in die Niederlande zurückgekehrt.

„Schöppingen ist niemals aus unseren Herzen gegangen. Es war immer das Dorf, wo wir uns Zuhause gefühlt haben, unsere Kinder geboren und aufgewachsen sind. Wir haben hier immer friedlich und fröhlich zusammengelebt. Kennedy hat gesagt: ‚Ich bin ein Berliner‘ und ‚Ich bin ein Schöppinger‘,“ sagt Bob Willigenburg und lächelt.

Info: Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde das Gelände ab 1992 für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt. Damals war Schöppingen eine von zwei Zentrale Unterbringungseinrichtungen in Nordrhein-Westfalen. Bis voraussichtlich zum 31.12.2028 wird die Bezirksregierung Münster auf dem Gelände eine Unterbringung für bis zu 400 Personen betreiben. Aktuell werden weitere Betreuungsangebote (zum Beispiel Spielplatz) ausgebaut. 

Bob Willigenburg erzählt der Gruppe von der frühen Nutzung der Gebäude.

Bob Willigenburg erzählt der Gruppe von der frühen Nutzung der Gebäude. © Bezirksregierung Münster

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